SLSV setzt Kurs Richtung 2. Liga

Souverän qualifiziert sich der Schaumburg – Lippische Seglerverein (Wunstorf/ nur Steinhude ) als erster niedersächsischer Verein für die 2. Deutsche Segelbundesliga. Acht erste Plätze in elf Rennen führten zum souveränen Sieg der Qualifikationsregatta auf der Flensburger Förde.

In 2016 geht die Erfolgsgeschichte der Deutschen Segelbundesliga bereits in die vierte Saison. Ins Leben gerufen von der Hamburger Sportvermarktungsagentur Konzeptwerft GmbH und gegründet durch zu Anfangs 17 Deutschen Segelvereinen, führt dieser Vereinswettbewerb zu einer im deutschen Segelsport nie da gewesenen Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und vor allem Identifizierung in den Clubs.

Mittlerweile segeln in der 1. und 2. Liga jeweils 18 Vereine; nahezu alle europäischen Segelnationen haben nachgezogen und einen Ligabetrieb eingeführt; seit 2014 vergibt der Deutsche Seglerverband den Titel “Deutscher Meister der Segelvereine“ – und im September 2015 wurde im ehrwürdigen Yacht Club Costa Smeralda erstmals das Champions-League Finale ausgesegelt.

So ist es nicht verwunderlich, dass der Andrang auf die Qualifikationsplätze groß war. Die Regeln der Ligaqualifikation sehen vor, dass sechs Absteiger aus Liga zwei gegen maximal 54 “Bewerber“ antreten, um die sechs Qualifikationsplätze auszusegeln. Gesegelt wird die Qualifikation auf der Flensburger Förde vor den Toren der Hanseatischen Yachtschule in Glücksburg auf den in der ersten Liga eingesetzten Booten des Typs J/70 sowie den in der zweiten Liga zum Einsatz kommenden B/Ones.

Der Schaumburg Lippische Seglerverein, einer der ältesten Vereine am Steinhuder Meer, entsendete nach kurzer Vorbereitung bereits 2014 ein Team zur Qualifikationsregatta. Scheiterte das Team damals noch denkbar knapp mit 2,5 Punkten am alles entscheidenden 6. Platz, sollte es in diesem Jahr besser klappen.

Florian Reichel (37), ein mit Gennaker Booten vertrauter und ehemaliger 49er Spitzensegler; Niels Hentschel (40), erfahren in diversen Bootsklassen und besonders im Starboot erfolgreich; Alexander Gensch (33) ex Deutscher Meister im Schwertzugvogel und aktuell mit seiner Lebensgefährtin in der Vorbereitung für die FD Weltmeisterschaft in Steinhude Anfang 2016 und Dirk- Andre Steuer (35), erfahren in diversen Jollenklassen wurden als Crew benannt und starteten bereits früh in der Saison die Vorbereitung auf die Qualifikationsserie.

So wurde die zur Kieler Woche stattfindende German Open der J/70 als Trainingsmaßnahme genutzt und gemeinsam mit diversen Liga- Mannschaften, unter anderem mit dem amtierenden Deutschen Meister vom Norddeutschen Regatta Verein, auf der Alster in Hamburg trainiert. Dieser Aufwand sollte sich lohnen! Am Freitag, 09. Oktober startete die Qualifikation auf der Flensburger Förde und wurde am Samstag bei besten Bedingungen fortgesetzt. Dabei segelten zunächst alle Mannschaften in jeweils 6-Boot Rennen in 7 Flights gegeneinander. Mit den Plätzen 3, 1, 1, 1, 2, 1, 1 ging das Steinhuder Team aus den Vorläufen als Sieger hervor. Am Sonntag segelten dann “nur“ noch die besten 18 Mannschaften gegeneinander, um die sechs Qualifikationsplätze zu besetzen.

“Unser Ziel war, für die ganze Serie und besonders für das Finale keine Platzierung schlechter als Dritter zu segeln“ so Steuermann Florian Reichel und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu “das haben wir im ersten Finallauf ja auch gleich gut hin-gekriegt“! Startete das Team noch mit einem dritten Platz in die Finalläufe, wurden alle drei weiteren Rennen gewonnen. Damit gewann das SLSV Team die Qualifikation mit gesamt 16 Punkten vor dem Duisburger Yacht Club (19 Punkte) und dem Segel Club Ville (23 Punkte) und qualifiziert sich damit für die 2. Segelbundesliga.

“Taktisch sind wir jedes Rennen eher defensiv angegangen“ so Niels Hentschel “wir waren uns sicher, dass ein sicherer Dritter immer besser als ein riskanter Erster sein wird. Mit unserer wirklich beeindruckenden Bootsbeherrschung haben wir dann aus einer guten Luvtonnen- Position noch fast jedes Rennen gewonnen. Riesenkompliment an unsere Crew – dass war wirklich ganz, ganz stark!“ so der sichtlich zufriedene Mannschaftskapitän.

Nun stehen der Crew insgesamt 5 “Spieltage“ in 2016 auf Deutschlands- Segelrevieren bevor. Das Motto heißt zunächst “Liga halten“ – aber was aus einer defensiven Taktik werden kann, hat das SLSV

Das geht ja auch ohne anschreien

Das Segeln bei Sturm auch ohne Panik und Schreierei an Bord möglich ist war nur eine von vielen lehrreichen Erfahrungen beim diesjährigen Segeltraining „Frauen an die Pinne“.

Nicht immer, aber immer öfter gibt es auch am Steinhuder Meer stürmische Wochenenden. So auch vom 24. Juli bis 26. Juli 2015. Doch dank der Begleitung durch erfahrene Trainerinnen konnten die Teilnehmerinnen bei „Frauen an die Pinne“ lernen, dass Segeln selbst bei viel Wind relativ stressfrei sein kann. „Ich hab es noch nie erlebt, dass an Bord so eine Ruhe herrscht bei so viel Wind“, stellte Seglerin NAME fest nachdem Sie gemeinsam mit den erfahrenen Trainerinnen Kerstin Lange und Annika Levin bei sieben Windstärken eine Runde auf dem Steinhuder Meer dreht hat.

16Frauen trafen sich bei der KSGH, um ihre seglerischen Fähigkeiten aufzufrischen. Ob erfahrene Küstenseglerin, die keine Erfahrung im Jollensegeln hat, routinierte Mitseglerin, die die Pinne zum letzten Mal zur Segelscheinprüfung übernahm oder einfach Frauen, die ihre Angst beim Segeln verlieren möchten – die Truppe war auch in diesem Jahr bunt gemischt.

Schon zur Tradition ist die Reviererkundungsfahrt mit einem Auswanderer geworden. Leider ließ sich Rasmus nicht mit Sherry besänftigen und schickte den Frauen eine Sturmfront. Doch die zwei ehemaligen Regattaseglerinnen Lange und Levin zeigten den Frauen, dass ein Boot auch bei sieben Windstärken beherrschbar ist und segelten mit jeder Frau, die sich traute, eine Runde über das Steinhuder Meer. „Es geht bei diesem Training nicht darum möglichst viele Runden um ein Dreieck zu drehen, sondern die Frauen sollen vor allem mehr Selbstbewusstsein erlangen, die Angst verlieren und ihren Spaß am Segeln wieder entdecken, so Trainerin Kerstin Lange. Da der Wind im Tagesverlauf bis auf 10 Beaufort auffrischte, wurde der Rest des Tages zur Auffrischung der theoretischen Grundladen genutzt. Außerdem testen die Frauen, wie es ist bei Wind und Welle in verschiedenen Schwimmwesten zu schwimmen. „Das war eine super Erfahrung. Ich war überrascht, was es für Unterschiede gibt. Zu Hause hätte ich das sicherlich nie ausprobiert“, sagt Teilnehmerin Andrea Modeß aus Strausberg Am Sonntag verbesserten sich die Bedingungen und die Frauen konnten doch noch einmal selbst die Pinne übernehmen.

Bereits seit 2009 bietet der Seglerverband Niedersachsen Frauen jeden Alters die Möglichkeit zu einem Segeltraining unter professioneller Anleitung. „Die große Nachfrage zeigt, wie wichtig so ein Trainingsangebot im Breitensport ist. Leider gibt es solche Angebote nicht in regelmäßiger Form in Vereinen. Das wäre jedoch wichtig, denn die reine Ausbildung für den Segelschein reicht bei weitem nicht. Das sehen wir jedes Jahr bei „Frauen an die Pinne “, sagt Kerstin Levin, Fachwartin für Gleichstellung und Inklusion des Segler Verbandes Niedersachsen.

Möglich ist ein Projekt wie „Frauen an die Pinne“ in Zeiten von Mittelkürzungen nur mit vielen ehrenamtlichen Helfern und großzügigen Unterstützern. Hierzu zählen u.a. die Kanu- und Segel Gilde Hildesheim, die ihre Räumlichkeiten für die Unterbringung der Seglerinnen sowie ihre Schulungsboote zur Verfügung stellt. „Nur mit dieser Unterstützung ist ein Projekt wie „Frauen an die Pinne“ möglich und ich hoffe, dass wir auch im nächsten Jahr wieder trainieren können“, betont Kerstin Levin.